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4. Wie Du mit narzisstischen Kollegen fertig wirst.

Während wir im privaten Leben immer einen großen Bogen um Narzissten machen können und frei entscheiden, ob wir noch länger mit ihnen in Kontakt bleiben wollen oder nicht, sieht es in der Arbeitswelt schon ganz anders aus. Egal, ob dein Chef oder dein Kollege ein Narzisst/ eine Narzisstin ist, du wirst dich mit ihm arrangieren müssen, wenn du nicht den Arbeitgeber wechseln willst. Und ganz ehrlich: So richtig können wir ihnen sowieso nie entfliehen, denn sie sind überall. Je renommierter die Stelle ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass du ihnen über den Weg laufen wirst. 

Narzissten findest du häufig in den oberen Etagen von Unternehmen. Sie streben nach Grandiosität, Erfolg und Anerkennung. Je wichtiger und angesehener man für ein Unternehmen ist, desto mehr werden sie versuchen nach ganz oben zu kommen. Da Narzissten sehr schlecht mit Kritik umgehen können und häufig auch keine Teamplayer sind, da sie zu sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, stehen sie sogar oftmals an der Spitze, mit dem Auftrag Personal zu führen. Du merkst schon, dass das verheerend enden kann. Da sich der Narzisst jedoch seinen Vorgesetzten viel smarter, unterwürfiger und loyaler verhält, bekommen die ganz großen Chefs oftmals nichts mit, von dem heimtückischen, ausnutzenden und unfairen Führungsstil des Narzissten. Du siehst, auch an der Arbeit agiert ein Narzisst mit völliger Berechnung. Ihn interessiert nicht die Firma, er denkt nicht an das Wohl seiner Kollegen, es geht nur um ihn. Sein eigenes Wohl, seine eigene Karriere und seine eigene Beliebtheit und Grandiosität muss er ständig herauskehren und täglich mehrfach vom Außen bestätigt bekommen. Um all dies zu erreichen, kann der Narzisst über Leichen gehen. Zunächst beginnt es ganz harmlos. Er ärgert sich über den ein oder anderen Fehler des Kollegen, doch ganz schnell entwickelt sich das zu tiefer Herabwertung. Merke dir: Der Narzisst wertet immer alles und jeden ab. Jede Idee, jede Entscheidung, jeder Vorschlag, der nicht von ihm kommt, ist schlecht und wird spöttisch belächelt. Abwertung der Kollegen, der Chefs und der Arbeit anderer ist ein ganz wichtiges Zeichen, woran du einen narzisstischen Kollegen erkennen kannst. Gleichzeitig streicht er dabei seine Grandiosität heraus und bietet, in seinen Augen, überragende Ideen, die ihn erhöhen sollen und für die er Anerkennung gewinnen möchte. Loben kann der Narzisst nichts und niemanden. Denn eine Aufwertung einer anderen Person bedeutet gleichzeitig eine Herabwertung seiner. Somit geizt er sehr mit Lob. An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass im tiefsten Inneren, der Narzisst davon überzeugt ist, dass er nichts wert ist. Seine größte Angst und Schmach liegen darin, dass dieses jemand bemerken könnte. Deshalb spielt er allen eine fantastische Rolle vor, die keinen Angriffspunkt für Kritik bieten darf. Du merkst schon, dass so ein Leben sehr anstrengend sein kann. Letztendlich ist der Narzisst ständig auf der Hut nicht erkannt zu werden. Niemand darf wissen, wie er sich selber sieht. Um dieses zu erreichen gehören Abwertung, Neid, Missgunst, Schuldzuweisungen, Manipulationen und Kontrollzwang zu seinen täglichen Verhaltensmustern. Zum einen kann der Narzisst nur sehr schwer Dinge delegieren, da er Angst hat, ein anderer könnte es besser machen, mehr glänzen und ihn am Ende womöglich überholen. Zum anderen hat er so die Kontrolle über die Dinge. Ein typischer Satz in dieser Situation wäre:“ Ich mache es lieber selber, dann weiß ich wenigstens, dass es richtig ist.“ Wer alles macht und alles kennt, hat über alles die Kontrolle. Das stärkt den Narzissten natürlich.

Narzissten machen übrigens keine Fehler. Selbst, wenn einer auftauchen sollte, dann war es nie seine Schuld. Es werden ruckzuck andere verantwortlich gemacht, damit der Narzisst weiterhin mit weißer Weste dastehen kann. Manchmal muss dafür die ein oder andere Sache vertuscht oder manipuliert werden. Damit hat der Narzisst kein Problem, denn lügen ist für ihn Kavaliersdelikt und gehört zum täglichen Geschäft. Weiter toleriert ein Narzisst keinen Widerspruch, selbst wenn der Einwand berechtigt wäre, könnte er doch sein Ansehen schmälern und deshalb wird alles vehement abgelehnt. Alles, was gegen einen Narzissten sprechen und ihn schmälern könnte, wird negiert, gerne auch vor versammelter Mannschaft, damit der Kollege, der den Einwand gebracht hat, sich so schämt und schuldig fühlt, dass er nie mehr einen Einwand bringen wird, bzw. den Narzissten vor allen in Frage stellen wird. So manipuliert der Narzisst die Angestellten und macht sie gefügig, damit sie nur noch so agieren, wie der Narzisst es sich wünscht. Er kann auch unheimlich cholerisch sein und von jetzt auf gleich wie wahnsinnig aus der Haut fahren, dich so klein machen, dass du nicht mehr weißt, wo oben und untern ist. Dass er fünf Minuten später wieder völlig normal, nett und vielleicht sogar zuvorkommend zu dir ist, ist nichts Ungewöhnliches. Er kann aber auch richtig fies und gemein werden, wenn du nicht tust, was er sich von dir wünschst und dann straft er dich mit Ignoranz. Für die menschliche Psyche ist das eine sehr schwere, fast nicht auszuhaltende Strafe, dass auch hier der Angestellte lernt, so einen Fehler besser nie wieder zu machen. Langsam aber sicher verwickelt der Narzisst auf diese Art und Weise die ganze Firma in seine Machenschaften und alle spielen sein Spiel mit. So muss er sich um seine Grandiosität und Anerkennung keine Sorgen mehr machen. 

Aber auch in kleinen Unternehmen finden wir oftmals Narzissten. Denn   gerade, wenn man nicht kritikfähig ist, muss man sich nicht unterordnen, wenn man Chef von einem Laden, einer Praxis oder einem kleinen Unternehmen ist. Gleichzeit ist man aufgrund seiner Position schon höhergestellt als andere, was die Besonderheit schon für ihn herausstreicht. Doch auch in kleinen Unternehmen gibt es Probleme mit einem Narzissten. Denn was er gar nicht leiden kann ist, wenn plötzlich Kunden, Patienten oder Klienten kommen, die den Angestellten mehr schätzen, als den Chef. Denn das füttert wieder sein kleines inneres Ego. Angestellte, die also gut beim Kunden ankommen, werden gestraft, herabgewertet, in unattraktive Kleidung gesteckt, mit niedrigen Arbeiten, wie Putzen beauftragt oder vor dem Kunden gemaßregelt und abgewertet. Das ist häufig sehr schmerzhaft. Der Narzisst wird immer herauskehren, wer der Chef ist. Was er tunlichst vermeiden möchte ist, dass die niedrigen Angestellten anerkannter sind als er selbst. Der Angestellte weiß oftmals nicht, was da vor sich geht. Er will nur in Ruhe arbeiten und dem Kunden, Gästen oder Klienten dienen. Deshalb hält dieses Verhalten vom Chef für den Angestellten oftmals nicht auszuhalten. Eine Kündigung ist die Folge. Solltest du ein kleines Unternehmen kennen, in dem es eine hohe Fluktuation von Angestellten gibt, kannst du davon ausgehen, dass dieses einem narzisstischen Chef, einer narzisstischen Chefin gehört. Gerne stehen die Chefs auch im Wettbewerb mit den Mitarbeitern. Sollte der Angestellte bessere Zahlen erzielen. Als der Chef, dann fühlt sich dieser sofort wieder an sein Minderwertigkeitsgefühl erinnert, was zur Folge hat, dass er ihn den Opfermodus geht. Diesen findet man häufiger bei weiblichen, als bei männlichen Vorgesetzten. Sie bemitleiden sich dann so sehr selbst, dass der empathische Mitarbeiter sich schuldig fühlt und es vermeidet besser zu sein als der Chef oder die Chefin. Man sieht an diesem Beispiel ganz deutlich, dass das Wohl des Unternehmens nicht im Vordergrund steht, sondern das Wohl des Vorgesetzten. Wenn Du das einmal verstanden und verinnerlicht hast, kannst du dich vielleicht anpassen und damit umgehen, aber nicht ohne dich manchmal vielleicht selbst zu verraten oder dich unterzuordnen. 

Was kannst du nun also tun, wenn du narzisstische Vorgesetzte oder Kollegen hast?

  1. Versuche nichts persönlich zu nehmen, was er über dich sagt. Es ist keine Herabwertung deinerseits, sondern eine Anerkennung deines Gegenübers, der Angst vor deiner Größe hat. Du könntest ihm gefährlich werden, so wie du bist.
  2. Bleib besonnen bei Wutausbrüchen. Auch hier bist du nicht der Auslöser. Du hast nichts falsch gemacht. Hier soll nur von eigenen Fehlern abgelenkt werden. Lass dich auf keine Diskussion ein, verlass den Raum oder sag einfach gar nichts. Manchmal kann es nützlich sein, ihm einfach nur Recht zugeben. So wird er sich am schnellsten wieder beruhigen.
  3. Versuche immer sachlich zu bleiben. Stehe zu deiner Meinung. Setze Grenzen und entzieh dich nach Möglichkeit seinem giftigen Spiel. Bleib autark in dir. Lebe deine Anschauungen und Werte und verbiege dich nicht, nur damit du geliebt und anerkannt wirst. Frage dich, ob du von so einem Menschen geliebt werden möchtest. 
  4. Lass dich nicht provozieren. Sollte er ungerecht sein, dir Schuld zuschieben oder deine Schwächen für alle offensichtlich machen, dann bleib ruhig. Sei dir immer bewusst, dass dieses Handeln aus seinem kleinen Ego kommt und nichts mit dir und deinen Fähigkeiten zu tun hat. Ungerechtigkeiten versuche über einen anderen Kollegen oder Chef zu klären. Stehe immer für dich ein! Lass dich nicht manipulieren. Also, pass auch auf, dass du keine Angst vor dem Narzissten entwickelst.
  5. Sei dir immer Bewusst was und wie viel du gut kannst und machst. Schätze dich selber Wert und mach deinen Wert nicht vom Narzissten abhängig. Deine eigenen Stärken und Kompetenzen sollten dir zu jeder Zeit bewusst sein. 
  6. Drohungen und Manipulation lass ins Leere laufen. Entziehe dich sofort und lass ihn merken, dass dich die Drohungen nicht beeinflussen. 
  7. Manchmal kann es dienlich sein, den Narzissten einfach zu bedienen. Sag ihm, wie toll er ist, was er alles tut für das Unternehmen, und dass es ohne ihn nicht gut. Du wirst sehen, du wirst einen wundervollen Tag mit ihm haben. Verlasse aber nie deinen eigenen Standpunkt, deine Meinung und deine Werte dabei.
  8. Lass dich nicht zu lange schikanieren. Wenn dein Selbstwert nur noch mit Füßen getreten wird, dann geh lieber. Ein narzisstischer Chef kann einen krank machen, das habe ich am eigenen Leib erfahren. 3 Monate nach meinen Kündigungen war ich plötzlich wieder völlig gesund. Für kein Geld in der Welt lohnt es sich, seine Psyche von einem Arbeitgeber kaputtmachen zu lassen. Da gibt es bestimmt noch viele andere Chefs da draußen, die dich besser zu schätzen wissen und dich liebevoller behandeln. Tu dir das nicht an. Wenn es nicht mehr geht- dann geh.